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Laudatio 2015

von Prof. Dr. Thorsten Riemke-Gurzki

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Gäste und Finalisten, liebe Jury,

was mache ich hier vorne als Professor bei einer Preisverleihung für herausragende Praxisprojekte? Ich habe irgendwann einmal meinen Doktor gemacht. Mein ehemaliger Chef – Professor – der sagte einmal  in einem Interview auf die Frage, warum er denn überhaupt – übrigens auf dem zweiten Bildungsweg -  Professor geworden ist: Wer es kann soll es tun, wer es nicht kann soll es lehren.

Nun, die meisten werden ihn kennen. Bitte sehen Sie mir es nach, wenn ich die folgenden vier Zeilen ablesen muss: Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. e. h. mult. Dr. h. c. mult. Hans-Jörg Bullinger. Oder: Der Chef-Innovator Deutschlands. 

So. Jetzt stehe ich hier und habe ein Problem. Aber doch irgendwie nicht. Ich komme ja schließlich von einer Hochschule der angewandten Wissenschaften. Aber wir machen ja beides: Tun und Lehren. Und das nicht zu knapp. Ich habe in den letzten rund 20 Jahren viele herausragende Enterprise Information Management Lösungen gesehen. Und mitentwickeln dürfen. Und ich habe mich mit der Lösung von betrieblichen Kata-strophen beschäftigt, bei denen sich Firmen nicht einmal an ein Beratungsunternehmen wenden wollten - und aus strategischer Sicht zum Teil schlicht nicht konnten.

Gerade auch deshalb halte ich einen Preis für herausragende EIM-Lösungen für wichtig. Zu zeigen, dass es einfache oder auch –wo erforderlich- komplexe Lösungen gibt, die aber nachhaltig Nutzen stiften. Lösungen, die auch dem Anwender vor dem Bildschirm helfen. Und die vielleicht dazu beitragen, den Arbeitsplatz at-traktiver oder sogar spannend zu gestalten.

Und die Welt wird komplexer: Immer neue Regularien in allen Bereichen von Compliance bis hin zur techi-schen Dokumentation schaffen immer mehr Overhead. Dieser Overhead kann nur mit Hilfe von Maschinen bewältigt werden. 

Aber reicht das für die Zukunft? Reicht es, dass wir das, was wir tun, besser machen wollen? Ich habe viele System-Wunschlisten in Unternehmen gesehen. Aber tragen die Systeme auch wirklich zu den strategischen und operativen Zielen des Unternehmens bei? Ich bin an dieser Stelle schon des öfteren auf eine recht simple Antwort gestoßen: „Ups. SO haben wir das noch gar nicht gesehen.“ Systeme sind nur ein Teil der Lösung eines Problems. Sie können es nur sein.

Oder müssen wir neben dem „wie“ auch darüber nachdenken, was wir überhaupt tun? Und vor allem warum tun wir etwas? Für den ersten Teil des „wie“ hat die Bundesregierung den Begriff Industrie 4.0 etabliert. Die vierte industrielle Revolution. Ein Rennen auf dem Weltmarkt, in dem wir als Land der Tüftler und Maschinenbauer und als Europäische Gemeinschaft aktuell gar nicht gut dastehen. Vielleicht auch, weil wir uns mit dem Thema „Digital“ schwertun, zumindest aber viel zu langsam dazulernen. Vielleicht doch ein Neuland für uns alle? 

Industrie 4.0 ist das eine. Wie nennen wir dann aber den zweiten Teil? Unternehmenskultur 4.0? Und was ist mit der Unternehmerkultur 4.0? Das Thema „Information. Kommunikation. Menschen?“ werden wir auch gleich morgen früh thematisieren.

Ohne Zweifel brauchen wir neue Ideen. Ideen, die die Prozesse flüssiger, günstiger und einfach besser machen. Ideen, die den Menschen eine bessere Arbeitsumgebung bieten. Und vor allem auch neue Ideen für das Business.

Eine kleine Auswahl solcher Ideen stellen wir heute bei dieser Preisverleihung vor. Die Jury hat es sich mit der Entscheidung zwischen den spannenden Projekten nicht leicht gemacht. Ich war mit dabei und kann sagen: Die Diskussion war heiß, offen und fair. Wir haben tolle Bewerber im Rennen gehabt.

Bedanken möchte ich mich im Namen der gesamten Jury bei allen Bewerbern des DiALOG Awards. Sie alle sind Gewinner, weil Sie jeder für sich eine Lösung präsentieren können, von denen andere Organisationen nur träumen. Sie alle - und vor allem die Projektverantwortlichen - sind einen langen Weg bis hierher gegangen.

Den Siegern möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich gratulieren. Bleiben Sie nicht stehen, entwickeln Sie die Konzepte weiter und finden neue Ideen.